PROVINZPOSSE UMS „RATTENNEST“
Stinksauer reagierten einige Duisburger Stadthonoratioren auf die Ausstrahlung
der Schimanski-Folge „Rattennest“ im November 1999. Der düstere Film um
Junkies,
Straßenkids, Prostitution, brennende Mülltonnen und Ratten sei vorläufiger
Höhepunkt in der Kette der Zerrbilder über Duisburg.
Den Vogel der Provinzposse schoss die CDU, eine kleine Oppositionspartei im Stadtrat,
ab. Sie wollte erreichen, dass im Abspann der Schimanski-Filme nicht mehr der
Stadt Duisburg für die „freundliche Unterstützung“ gedankt wird. Eine
Mehrheit fand sie dafür nicht. Trotzdem hat die Produktionsfirma Colonia
Media den Dank an die Stadt kurzfristig aus der schon fertigen Kopie der Folge
„Geschwister“ herausgeschnitten.
„Wir werden den Abspann ändern, weil der Dank nicht als Ironie verstanden
werden soll“, hatte Colonia Media gegenüber der NRZ erklärt.
Allerdings wurde im Abspann weiterhin den Städten Köln und Düsseldorf
gedankt, Duisburg schrumpfte somit zu einem nicht erwähnenswerten Vorort.
Und der Duisburger Planungsdezernent Jürgen Dressler (SPD) schimpfte zu Recht:
„Borniertheit und Kleinkariertheit haben Duisburg zur Staatengemeinschaft niederrheinischer
Dörfer zurückgeworfen und die Intelligenz der Republik lacht über
Duisburg.“ Rückendeckung erhielt er von der Duisburger Gesellschaft für
Wirtschaftsförderung. Die schaltete eine große
Anzeige in der FAZ, in der mit der Figur Schimanski der wirtschaftliche
Schwung und die Kultur der Stadt verdeutlicht wird.
„Schön war es aber schon, wie sich die reale Ruhr-CDU über die letzte
fiktionale Folge aufregen konnte“, schrieb die Süddeutsche Zeitung. „Allein
solcher Sachen wegen muß Schimanski unbedingt weiterleben.“
Der
stern berichtete auch von Auseinandersetzungen innerhalb der regierenden
SPD. Während Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling sich den Film
gar
nicht erst anguckt hätte weil ich wußte, was auf mich
zukommt sei Schimanski für viele Ruhrgebiets-Sozialdemokraten
der letzte proletarische Held. So auch für die Jusos, die im
Internet die Horst-Schimanski-Homepage pflegten, schrieb der stern.
Die erzähle das Märchen vom tapferen Horst zwischen stillgelegten
Zechen und Stahlwerken. Dort, wo die Klassengegensätze überschaubar
sind und es noch fiese Kapitalisten und in der Wolle gefärbte grundanständige
Proletarier gibt.
stern: „Nicht der Arsch
der Nation“
taz ruhr: Schimanski
verpiß’
dich!
Kein Dank an Duisburg
WAZ: Schmuddel ist Schimanskis Kennmarke
Eine Werbe-Ehe mit
Schimanski
Express: Rebellion gegen
Schimanski
Krisensitzung bei OB
Rheinische Post: Schimanskis
falsche Märchenwelt läßt Duisburg ziemlich kalt
dpa: Eklat um neue „Schimi“-Folge
verhindert
Focus: Wechselt Schimanski
den Tatort?
Die Filmbesprechungen
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