40 Jahre Horst Schimanski
Vormehr als 40 Jahren, am 28. Juni 1981, wurde der erste Schimanski-Tatort im Fernsehen gezeigt: „Duisburg-Ruhrort“. Oberbürgermeister Sören Link hat anlässlich des Feiertages für die Stadt Duisburg einen Original-Citroën-CX, den klassischen Schimanski-Dienstwagen, erworben und ihn vor der Kneipe „Zum Anker“ präsentiert, wo der Hauptkommissar manchen Abend verbrachte. Gedreht wurde für „Duisburg-Ruhrort“ und die nachfolgende Filme nicht nur im Hafenstadtteil, sondern beispielsweise auch in der Innenstadt und dem daran angrenzenden Innenhafen, der im Zuge der Internationalen Bauausstellung Emscher Park 1989–99 zu einem Vorzeigeprojekt des Umbaus im Ruhrgebiets wurde. „In den 1980er war es am Innenhafen ja wirklich industriell, und man durfte nur durchfahren, wenn man hier arbeitete“, blickt Harald Schrapers zurück. Er beschäftigt sich seit Jahren mit dem Ermittler, betreibt eine Facebook-Seite namens Horst Schimanski, der immerhin 13.000 Personen folgen, und kann ziemlich genau erklären, wie der Kommissar mit dem Boot durch den Innenhafen schipperte oder sich bei einer Verbrecherjagd vom Dach abrollte. Schrapers hat sich als einer der ersten zum Stadtführer ausbilden lassen, „aber Schimanski-Touren wurden im Jahr 2000 nur unter der Ladentheke verkauft.“ Schrapers findet spannend, wie Duisburg in den Tatorten gezeigt wird. „Es sind Bilder, die zu den Fällen passen. Die Stadt ist die Kulisse.“ Etwa, wenn Schauspieler Götz George aus dem Keller von Roskothen empor steigt und nebenan ein Stück Stadtmauer zu sehen ist. WAZ Duisburg, 26. Juni 2021 Längst hat sich die Haltung der Stadt Duisburg zum Thema Schimanski gewandelt, berichtet WAZ-Redakteurin Fabienne Piepiora. 2013 habe die Stadt sogar ihre Türen zum Rathaus geöffnet, damit für den Fall „Loverboy“ Dreharbeiten im Paternoster stattfinden konnten. Und Oberbürgermeister Sören Link erklärt gegenüber der Zeitung: „Schimmi ist Kult und mir über Jahrzehnte ans Herz gewachsen. Auch wenn Schimanskis Charakter in den frühen 80er Jahren polarisierte, überwiegen aus meiner Sicht die positiven Eigenschaften deutlich. Offen, ehrlich und gradlinig, das sind für mich auch heute noch Attribute, die zum Glück nicht nur auf Schimanski, sondern auch auf viele Duisburgerinnen und Duisburger zutreffen.“ Würde der WDR sich heute beim Oberbürgemeister melden, um einen neuen Tatort aus Duisburg zu senden, „wären wir sofort dabei“, sagt Sören Link.
Hajo Gies war Regisseur der Premierenfolge „Duisburg-Ruhrort“ und erzählt im Interview mit der WAZ, dass der Hafen eine entscheidendes Argument dafür war, die Filme in Duisburg zu drehen. Denn der Hafen ermögliche viele verschiedene Facetten und einen Blick über den Tellerrand in Nachbarländer. „Duisburg entwickele seinen Charme durch Kontraste: Auf der einen Seite des Rheins Idylle, auf der anderen Siff und Verbrechen“, ist in der WAZ zu lesen. ➜ WAZ Duisburg plus: Von Fans geliebt, von der Stadt verschmäht „Mit dem hemdsärmeligen Schimanski hielt der Geist der 68er-Generation Einzug“, schreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) über 40 Jahre Tatort Duisburg. „Krawatte? Fehlanzeige. Stattdessen trug er stets jene berühmte beige Militärjacke, die seitdem Schimanski-Jacke heißt.“ „Dass dieser Schimmi nur eine fiktive Fernsehfigur aus der Reihe Tatort ist, tut hier nichts zur Sache“, meint der Bayerische Rundfunk im „Kalenderblatt“. „Ebenso wenig, dass sein Darsteller Götz George gebürtiger Berliner war. Was soll’s.“ „Derbe fing es an, und derbe, rau ging es weiter“, berichtet Radio Bremen in seiner ARD-Chronik. „Derbe fing es an, und derbe, rau ging es weiter“, berichtet Radio Bremen in seiner ARD-Chronik. „Die kommunale High Society sorgte sich an das Image ihrer Stadt“, erinnert das WDR-Morgenecho an die Reaktion auf den ersten Schimanski. „Proletarisch, dreckig, mit hohen Arbeitslosenzahlen und chronisch Pleite“ wollte man nicht portraitiert werden. Die Journalisten Dagmar Dahmen erzählt von den Schimanski-Touren. „Die Wucht, mit der er 1981 in das westdeutsche Fernsehprogramm knallte, mit der er seine kreuzbraven Ermittler-Kollegen an die Wand polterte und aus einem aus heutiger Sicht unendlich biederen TV-Krimi-Format einen Action-Thriller mit gesellschaftlicher Brisanz machte, die stellte sich nie wieder ein“, stellt Spiegel online fest.
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