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25 JAHRE SCHIMANSKI






 Pressestimmen

Horst Schimanski und Marie-Claire (Denise Virieux) haben ihr Hausboot in Belgien aufgegeben und sind nach Duisburg gezogen. Sie wohnen jetzt in der Wohnung, in der Schimanski schon vor einem Vierteljahrhundert lebte. Doch als auf dem Parkplatz vor der Wohnung ein Auto in Flammen aufgeht, hält es Marie-Claire in der durch vielfältige soziale Probleme gezeichneten Hochhaussiedlung nicht mehr aus. Sie verlässt die gemeinsame Wohnung.

Schimanski bleibt. Denn im Kofferraum des ausgebrannten Wagens liegt eine Leiche – ein Fallmanager der Arbeitsagentur.

Schimanski mischt sich in die von den Hauptkomissaren Hänschen (Chiem van Houweninge) und Hunger (Julian Weigend) geleiteten Ermittlungen ein. „Das ist meine Gegend, das sind alles meine Leute, da fühl’ ich mich immer noch verantwortlich“, betont er. Alle anderen „haben sowieso keinen Schimmer, was hier wirklich läuft“. Als der Hausbewohner Martin Krawe (Matthias Brandt), ein spielsüchtiger ALG-II-Empfänger, unter Mordverdacht gerät, ist er von dessen Unschuld überzeugt. „Arbeitslosigkeit ist doch kein Mordmotiv. Sonst gäbe es hier fünf Millionen Mörder im Land.“

Das Drehbuch ist von Horst Vocks, der auch den Schimanski-Erstling „Duisburg-Ruhrort“ geschrieben hat, und Lars Böhme, hinter der Kamera stand Hagen Bogdanski („Das Leben der Anderen“), für die Regie zeichnet Torsten C. Fischer verantwortlich. Mit „Tod in der Siedlung“ ist ihnen ein brillanter Film gelungen, der das Altern der Pensionärs Schimanski sehr gefühlvoll thematisiert. Es gehe ihm um die „Würde des Alters“, sagt Fischer. Erstmals tritt Schimanski in einem Film keine Tür mehr ein – „er droht es nur noch an“, so der Regisseur.

Fischer, geboren 1963, ist in Duisburg-Rheinhausen aufgewachsen. Einen Schimanski zu machen, sei ein Traum von ihm gewesen. Es sei bei den Dreharbeiten sogar gelungen, die Original-Wohnung wiederzufinden, in der 1981 die erste Szene des Schimanski-Tatorts gedreht wurde. „Doch als wir aus dem Fenster schauten, war die Industriekulisse verschwunden“, so Fischer im Gespräch mit horstschimanski.info.

Statt der Originalwohnung wurde eine Dachgeschosswohnung in Duisburg-Marxloh mit Blick auf das dortige Thyssen-Stahlwerk als Drehort ausgewählt. Hier wurde die Wohnungseinrichtung von 1981 nachgebaut.

Damals begann die Schimanski-Saga in dessen Küche mit dem Blick durchs Fenster auf die damalige Industriekulisse. Der verkaterte Hauptkommissar sucht in seiner unaufgeräumten Wohnung nach etwas Essbaren fürs Frühstück. Er findet zwei Eier, jedoch keine saubere Pfanne. Kurz entschlossen schlägt er die Eier in ein Glas und schluckt sie roh runter.

Zum 25-jährigen Jubiläum endet der „Tod in der Siedlung“ mit einem „Remake“ in der nachgebauten Küche. Diesmal ist die Szene jedoch geschnitten. „Weil ich nicht so viele rohe Eier trinken wollte wie damals“, sagt Götz George. Fast drei Minuten dauerte die Einstellung damals. Für heutige Verhältnisse ist dies beinahe undenkbar – selbst die modernen Schimanski-Filme haben sich dem Zeitgeist der schnellen Schnitte angepasst. „Das ist mir zu hektisch“, sagt Regisseur Fischer. Er habe seine Schimanski bewusst langsam angelegt, damit es zu seinem Alter passe.

Unübersehbar ist, dass auch die neue Folge zu großen Teilen in Köln und Umgebung – in Reichweite der Produktionsfirma Colonia Media – gedreht wurde. Wenn Schimanski aus der Arbeitsagentur stürzt, um zu verhindern, dass sich die junge arbeitslose Mutter Alice Keller (Katharina Schüttler) vor die Stadtbahn stürzt, wird der Duisburger Krimi rabiat in die Domstadt verpflanzt. Denn auf dem Zielanzeiger der Bahn seht der Kölner Stadtteil Thielenbruch.

Zwei Duisburger Drehtage habe er aushandeln können, so Fischer. Ursprünglich sollte ihm gerade mal ein Tag zugestanden werden, wies der Regisseur zähneknirschend auf den Kostendruck hin.

Fischer hat die beiden Duisburger Tage intensiv genutzt, in dem er mit zwei Kamerateams gearbeitet hat. Beeindruckend ist eine lange Fahrradfahrt, die durch die grünen Teile Duisburg mit seiner beeindruckenden Industriekulisse im Hintergrund führt. „Ich musste mich entscheiden“, sagt Torsten C. Fischer, ob er die Fahrrad- oder die Straßenbahnszene in Duisburg drehe.

Der WDR feiert mit „Tod in der Siedlung“ das 25. Schimanski-Jubiläum, und beging das Ereignis mit einem Empfang in der Ruhrorter „Schifferbörse“. Zwar ist der erste Schimanski inzwischen nahezu 26 Jahre alt. Da sich die Ausstrahlung der eigentlich schon für 2006 geplanten Jubiläumsfolge immer mehr verzögerte, musste auch die Feier verlegt werden. Götz George erinnerte sich in der Schifferbörse an 1981: „Damals war es wirklich eine Auszeichnung, einen Kommissar zu spielen. Heute ist ja jeder Zweite in Fernsehkommissar.“ Spekulationen, dass mit dem Remake der legendären Rohen-Eier-Szene Schluss mit Schimanski sei, ließ George nicht aufkommen. Er will weitermachen, genauso wie der WDR.

George wird beim nächsten Dreh zwar bereits fast 70 Jahre alt sein. Das soll aber kein Hinderungsgrund sein. Schimanski steht im Film zwar fest an der Seite aller Hartz-IV-Betroffenen und muss sich von Hauptkommissar Hunger als „Sozialromantiker“ titulieren lassen. „Rente mit 67“ ist für Schimi hingegen kein Thema.

Torsten C. Fischer hat die Aufgabe, einen alternden Schimanski in den Mittelpunkt des Films zu stellen, bravourös gelöst. So kann die Krimi-Reihe noch einige Zeit fortgesetzt werden.

Harald Schrapers · 2007   


Fotos: © WDR

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